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IPv4-Adressen: Der IP-Pool geht zur Neige

IPv4-Adressen: Der IP-Pool geht zur Neige

Veröffentlicht am 18. Juli 2024
  5 Min. Lesezeit
  Aktualisiert am 11. November 2024

Im Internet der Dinge benötigen so viele Geräte eine IP-Adresse, dass die Anzahl schnell knapp wird. IPv6 sollte endlich zum Standard werden und dieses Problem beseitigen, bevor die IP-Adressen wirklich ausgehen.

Bild zu IPv4 und IPv6 Blog mit Netzwerk-Anschlüssen

Inhalt

IP-Adressen werden für die Kommunikation zwischen verschiedenen Geräten in Netzwerken benötigt und sind somit unabdingbar wie bspw. eine Telefonnummer oder Postanschrift. IPv4-Adressen sind 32-Bit-Adressen, die aus vier 8-Bit-Feldern bestehen und in dezimalen Zahlen geschrieben sind. Mittels Internet Protocol (IP) wird eine eindeutige Adressierung eines Teilnehmers möglich, sodass Daten untereinander übermittelt werden können. Sei es für Versendung von E-Mails, Aufruf von Webseiten oder die Vernetzung von physischen und virtuellen Gegenständen – dem sog. Internet der Dinge (Internet of Things – IoT).

IPv4-Adressen fast ausgeschöpft

Der in den 80er-Jahren eingeführte Standard IPv4 mit einer Länge von 32 Bits hat nur eine begrenzte Anzahl an tatsächlich verwendbaren Adressen im IPv4-Adressraum. Durch rasanten Ausbau des Internets und insbesondere durch die Ausstattung von Geräten mit IP-Adressen (Stichwort: Smart Home) sind mittlerweile die IPv4-Adressen in Europa fast vollständig belegt. Dass dies schneller passieren wird, als bei der Einführung erwartet, zeichnete sich bereits in den 90er-Jahren ab. Durch eine Änderung der Vergabepraxis (Zuteilung weniger Adressen, Verwendung dynamischer IPs, Reservation bestimmter Adressbereiche für spezifische Anwendungen) und private IP-Adressen (Verwendung nur im privaten Netz ohne weltweite Erreichbarkeit) konnte dies noch etwas hinausgezögert werden. Trotz allem hat die europäischen IP-Adressverwaltung RIPE im November 2019 die letzte IP-Adresse aus dem letzten verbleibenden «/8»-Block vergeben.

Das heisst, freie IPs stammen heute aus zurückgeholten IP-Adressen – beispielsweise wenn ein Internetprovider schliesst oder Adressen eines Anbieters freiwillig zurückgegeben werden. Daher erfolgt die Zuweisung von IP-Adressen nun mittels Warteliste. 0,70 Millionen IP-Adressen befinden sich aktuell noch im Pool und sind bereits reserviert.

Grafik zur Verfügbarkeit von IPv4-Adressen im 36-Monate-Vergleich. Stand Ende Juni 2024
Entwicklung des IPv4-Adresspools von RIPE innerhalb der letzten 36 Monate, Quelle: RIPE

Lösung: Wechsel auf IPv6-Standard

Abhilfe kann der Umstieg von IPv4 auf IPv6 bringen: Dieses Protokoll verwendet 128 Bits lange Adressen. IPv6-Adressen bestehen aus acht durch Doppelpunkte getrennte Gruppen à vier Hexadezimalzahlen, was eine nahezu unendlich grosse Zahl von IP-Adressen ermöglicht. Es ergeben sich zudem weitere Vorteile wie erhöhte Sicherheit, Mobile IPv6-Adresse, automatische Konfiguration etc. Ein Umstieg auf IPv6 ist aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von IPv4-Adressen unausweichlich – doch dieser geht nur sehr langsam voran. Gemäss Swiss IPv6 Council liegt die IPv6-Adoption in der Schweiz aktuell bei ca. 35 Prozent, was der globalen Adoptionsrate entspricht. Neben den erwähnten Vorteilen lauern jedoch auch ein paar Schwierigkeiten in der Umsetzung, sodass die Adoption nicht grundlos so lange wie möglich hinausgezögert wurde.

Der Umstieg von IPv4 auf IPv6 ist ein komplexer Prozess, der mehrere technische, organisatorische und wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringt. Hier sind einige der wichtigsten Herausforderungen:

Kompatibilität und Übergangsmechanismen

  • Dual-Stack-Betrieb: Systeme müssen sowohl IPv4 als auch IPv6 gleichzeitig unterstützen, was zu höherer Komplexität und höheren Kosten führt.
  • Übergangsmechanismen: Techniken wie Tunneling (z.B. 6to4, Teredo) und Translation (NAT64, DNS64) sind notwendig, um die Interoperabilität zwischen IPv4 und IPv6 zu gewährleisten, was zusätzliche Konfigurations- und Verwaltungsaufgaben erfordert.

Infrastruktur- und Hardware-Upgrade

  • Netzwerkgeräte: Viele Router, Switches und Firewalls müssen aufgerüstet oder ersetzt werden, um IPv6 zu unterstützen.
  • Endgeräte: Auch Endgeräte wie Computer, Smartphones und IoT-Geräte müssen IPv6-fähig sein, was oft Firmware- oder Software-Updates erfordert.

Software- und Anwendungsunterstützung

  • Betriebssysteme und Anwendungen: Anwendungen und Betriebssysteme müssen IPv6 unterstützen. Ältere Software muss möglicherweise aktualisiert oder ersetzt werden.
  • Legacy-Anwendungen: Einige ältere Anwendungen sind möglicherweise nicht mit IPv6 kompatibel und erfordern umfangreiche Modifikationen oder sogar eine vollständige Neuentwicklung.

Netzwerksicherheit

  • Neue Bedrohungen: IPv6 bringt neue Sicherheitsbedrohungen mit sich, die im IPv4-Umfeld bisher nicht existierten. Administratoren müssen sich mit diesen neuen Bedrohungen vertraut machen und entsprechende Sicherheitsmassnahmen implementieren.
  • Firewalls und Sicherheitstools: Viele Sicherheitswerkzeuge müssen auf IPv6-Funktionalität aktualisiert werden, und Netzwerkadministratoren müssen neue Sicherheitsrichtlinien entwickeln und umsetzen.

Wissens- und Schulungsbedarf

  • Fachkräfte: Es gibt einen erheblichen Bedarf an Fachkräften, die mit IPv6 vertraut sind. Dies erfordert umfangreiche Schulungs- und Weiterbildungsmassnahmen.
  • Schulung der Nutzer: Auch die Endnutzer müssen über die Umstellung informiert und gegebenenfalls geschult werden.

Kosten

  • Investitionen: Die Umstellung auf IPv6 erfordert erhebliche Investitionen in neue Hardware, Software, Schulungen und Betriebsabläufe.
  • Betriebskosten: Dual-Stack-Betrieb und Übergangslösungen können die Betriebskosten erhöhen, da zwei Protokolle parallel verwaltet werden müssen.

Planung und Management

  • Umfassende Planung: Der Übergang von IPv4 zu IPv6 erfordert eine sorgfältige Planung und Koordination. Es müssen Migrationspläne erstellt, Übergangszeiten festgelegt und Ausfallzeiten minimiert werden.
  • Langfristige Strategie: Organisationen müssen eine langfristige Strategie entwickeln, die sowohl die aktuellen Bedürfnisse als auch zukünftige Entwicklungen berücksichtigt.

Adressverwaltung

  • Neues Adressschema: IPv6-Adressen haben ein völlig anderes Format als IPv4-Adressen, was eine Anpassung der Adressverwaltung und -zuteilung erfordert.
  • DNS-Updates: Domain Name System (DNS) Einträge müssen aktualisiert werden, um IPv6-Adressen zu unterstützen, was zu zusätzlichem Verwaltungsaufwand führen kann.

Marktakzeptanz und Anbieterunterstützung

  • Provider: Internet Service Provider (ISPs) und andere Dienstleister müssen IPv6 unterstützen, was möglicherweise nicht sofort flächendeckend gewährleistet ist.
  • Zögernde Akzeptanz: Einige Organisationen und Einzelpersonen zögern möglicherweise, auf IPv6 umzusteigen, insbesondere wenn sie die Vorteile nicht sofort erkennen.

Insgesamt erfordert der Übergang von IPv4 zu IPv6 eine umfassende Herangehensweise, die technische, organisatorische und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt. Die Herausforderungen können durch sorgfältige Planung, Schulung und die schrittweise Implementierung von IPv6-Technologien gemeistert werden.

Wie sieht die IP-Situation bei hosttech aus?

Grundsätzlich haben wir aktuell noch genügend IP-Adressen im Pool. Durch unsere Preisstruktur stellen wir sicher, dass die IPs für Kunden bereitgehalten werden, welche diese auch wirklich benötigen.

hosttech implementiert IPv6 schrittweise in alle Produkte. Unsere dedicated Server und vServer liefern wir standardmässig mit IPv4 Adressen und einem IPv6 Netz aus. Alle Server und unser Netzwerk sind IPv6 ready.

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Marius Meuwly

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